Entstehung
Anlass für die Gründung des Kommando Spezialkräfte war der Bürgerkrieg 1994 in Ruanda. Als am 06. April das Flugzeug des Präsidenten von Rebellen abgeschossen wurde, entlud sich der Hass in Pogromen, denen schätzungsweise bis zu einer Million Menschen zum Opfer fielen, und auch deutsche Staatsbürger waren unmittelbar bedroht. Die elf Mitarbeiter der „Deutschen Welle“ wurden schließlich von belgischen Fallschirmjägern gerettet, da Deutschland zu diesem Zeitpunkt keine Möglichkeiten hatte, solche Einsätze durchzuführen.
Für die deutsche Bundeswehr lieferte das Ereignis den Startschuss für ein umfangreiches Modernisierungskonzept. Am 12. Juli 1994 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass humanitäre und militärische Einsätze der Bundeswehr auch außerhalb des NATO-Gebietes zulässig sind. Gleich darauf begann der Führungsstab des Heeres, Konzepte für den Aufbau eines Verbandes zu entwickeln, der nicht nur Zivilisten evakuieren kann, sondern auch in der Lage sein würde, Geiseln zu befreien. Bereits acht Monate später waren die Pläne soweit fortgeschritten, dass der Bundesminister der Verteidigung den Aufbau eines Kommando Spezialkräfte ankündigte. Im Juni 1995 beschloss das Kabinett die Aufstellung, und am 20. September 1996 war es dann soweit: Das KSK wurde offiziell aufgestellt.
Aufgaben des KSK
- Abwehr von Terror und Kampf in der Tiefe – Mittlerweile steht der Kampf gegen Terroristen ganz oben auf der Liste. In diesen Aufgabenbereich fällt aber auch die Sicherstellung, Zerstörung oder Lähmung von Waffen und Einsatzmitteln, Infrastruktur und Anlagen, die für den Gegner von entscheidender Bedeutung sind. Dazu gehört z.B. die Sprengung von Brücken und Fernmeldeanlagen, oder Angriffe auf Flugplätze und Häfen. Das KSK ist besonders gut für den „chirurgischen Schnitt“ geeignet.
- Retten und Befreien – Das KSK ist in der Lage, bedrohte Personen aus gefährlichen Gebieten zu retten, auch wenn die Infrastruktur lahm gelegt wurde.
Auch die Geiselbefreiung gehört zu ihren Aufgaben. In diesem Bereich nähern sich die vom KSK benutzten Einsatztaktiken denen von Spezialeinheiten der Polizei an. Ob Wohngebäude, Fabriken, Eisenbahn, Bus oder Flugzeug, der Schlüssel zum Erfolg ist hier fast immer der Überraschungseffekt - Festsetzen von Zielpersonen – Gefangennahme von Zielpersonen im Ausland
- Aufklärung – Zu den Aufgaben des KSK gehört das Gewinnen von Schlüsselinformationen. Das KSK klärt im Einsatzgebiet z.B. Fernmeldeanlagen, Depots, Hauptquartiere des Gegners sowie Nachschubwege auf. Es stellt die Stärke des Gegners, seine Bewaffnung, und den Aufenthaltsort besonders wichtiger Personen fest. Je besser die Aufklärung, desto geringer ist das Risiko des Einsatzes
- Schutz – Unter Schutz fallen sowohl der Schutz von Personen in besonderen Lagen wie auch der Schutz der Truppe vor terroristischen Bedrohungen
- Military Assistance – Zusammenarbeit und Ausbildungsunterstützung bei Sicherheitskräften in Partnerstaaten
Struktur des KSK
Das Kommando Spezialkräfte ist der Division Spezielle Operationen (DSO) unterstellt. Die DSO wurde im April 2001 aufgestellt und ist befähigt, in kurzer Zeit über weite Entfernungen einsetzbar zu sein. Zwischen 8000 und 10000 Soldaten und Soldatinnen leisten ihren Dienst in den unterstellten Dienststellen. Neben dem KSK sind noch mehrere Luftlandebrigaden und Luftlandefernmeldebataillone, die Fernspählehrkompanie, die Luftlandeflugabwehrraketenbatterie, sowie das Heeresmusikkorps 300 der DSO unterstellt.
Derzeitiger Kommandeur des KSK ist Brigadegeneral Heinz Josef Feldmann. In seiner Führungsaufgabe wird der Kommandeur durch den Kommando-Stab unterstützt, u.a. in den Bereichen Personalführung, IT und Logistik. Der Bereich Weiterentwicklung wirkt maßgeblich bei Entwicklung, Einführung und Beschaffung von Material mit.
Rund zwei Drittel der Soldaten des KSK sind Unterstützungskräfte, die eine Fernmelde-, eine Unterstützungs- und eine Stabs- und Versorgungskompanie, sowie das Sanitätszentrum umfasst. Zu den Aufgaben gehören das weltweite Sicherstellen von Fernmeldeverbindungen, Nachschub, Transporte aller Art, die Instandsetzung von Einsatzfahrzeugen und die medizinische Versorgung.
Herzstück des KSK bilden die Einsatzkräfte. Jede der vier Kommandokompanien bestehen aus Spezialzügen, je einer für eine bestimmte Verbringungsart: Spezialzug für Land/Wüste, Fallschirmspezialzug, Amphibischer Zug, ein Gebirgs-/Arktiszug und ein Fernspäh-/Scharfschützenzug.
Kleinste Einheit im KSK ist der Kommandotrupp. Jeder Trupp besteht aus vier Kommandosoldaten, und ist damit schicht- und ruhefähig. Der Trupp ist klein genug, um sich auch im Feindgebiet unentdeckt bewegen zu können, andererseits so hochspezialisiert, dass der Trupp über längere Zeit autark im Einsatzgebiet operieren kann. Jeder der vier Soldaten ist Spezialist in einem Bereich, in dem er besonders intensiv ausgebildet wurde. Jeder Trupp verfügt so über einen
- Waffentechniker – Er erhält eine Ausbildung an allen Handfeuerwaffen und ist befähigt, kleinere Reparaturen an ihnen durchzuführen. Er ist auch Spezialist für Fremdwaffen und erkennt fremde Waffensysteme
- Zugangstechniker (Breacher) – Dieser Soldat ist Experte für Sprengen, Zerstören, Lähmen und Ausschalten
- Funker – Militärische Einsätze sind ohne Funk- und Fernmeldeverbindungen kaum denkbar. Der Fernmelder des Trupps ist für das Senden und Empfangen von Meldungen und Anweisungen zuständig. Falls erforderlich, kann er eine Verbindung zum Basislager, nach Calw und sogar zur Bundesregierung herstellen
- Medic – Da der Trupp autark agiert, ist kein Arzt dabei, die Soldaten müssen sich also im Notfall selbst versorgen können. Der Sanitäts-Spezialist besitzt die Qualifikation eines Rettungs-Sanitäters
Die Scharfschützen bilden hier eine Ausnahme, denn sie operieren in Zweiertrupps.
Bewerbung, Auswahlverfahren und Ausbildung
Der Auftrag des KSK verlangt höchste Professionalität, körperliche Fitness, mentale Stärke, Teamfähigkeit und hohes Verantwortungsbewusstsein. Das Auswahlverfahren für interessierte Bewerber ist deshalb ohne Beispiel in der Bundeswehr. Dabei ist das KSK nicht nur für Bewerber aus der Bundeswehr offen, auch ungediente Zivilisten können direkt in die Laufbahn „Kommandoanwärter“ einsteigen.
Das Auswahlverfahren besteht aus zahlreichen Abschnitten, unter anderem eine mehrtägige Überlebens- und Durchschlageübung unter extremen Belastungen, in der die Bewerber im Gruppenrahmen und bei Einzelmärschen an ihre Belastungsgrenzen geführt werden. Eilmärsche, Verwundetentransport, Transport schwerer Lasten, Klettern und Abseilen, das alles in Verbindung mit Schlaf- und Nahrungsentzug, brachte diesem Abschnitt den Spitznamen „Höllenwoche“ ein.
Nach dem Auswahlverfahren beginnt eine zweijährige Basis-Ausbildung zum Kommandosoldaten. Insgesamt werden 20 Ausbildungsabschnitte an verschiedenen Ausbildungseinrichtungen durchgeführt. Dazu gehören Fallschirmspringen, Sprengen, Schießen, Abseilen aus Hubschraubern, Nahkampf und eine Sanitätsausbildung. Jeder Kommandosoldat wird zum Spezialisten (Pionier, Waffenspezialist, Sanitäter oder Fernmelder) ausgebildet. Der genaue Ablauf der Ausbildung ist abhängig von der Spezialisierung und wird auf jeden Kommandosoldaten individuell abgestimmt.Die Basis-Ausbildung endet mit der Versetzung in eine der Kommandokompanien und dem Status „Combat Ready“.
In den Kommandokompanien erfolgt dann die weitere Ausbildung. Dazu gehört eine Klimazonenausbildung (Wüste, Dschungel, Arktis), eine Fahrzeugausbildung für z.B. Schneemobile, Kajaks, Motorräder, Quads und Sturmboote, sowie eine Fremdsprachenausbildung, die langfristig neben Englisch noch eine weitere Fremdsprache beinhaltet.
Einsätze
Selbstverständlich sind sämtliche Einsätze des KSK streng geheim. Es ist daher fast unmöglich, gesicherte Informationen über die aktuellen Einsätze zu erhalten. Hier findet ihr eine Liste von Einsätzen, die im Nachhinein dem KSK zugeordnet wurden:
- 15.06.1998. Soldaten des KSK und französische SFOR-Einheiten nehmen den Kriegsverbrecher Milorad Krnojelac in Bosnien/Herzegowina fest. Dies war der erste Einsatz des KSK
- 1999 – 2001 finden weitere Missionen im Gebiet Bosnien/Herzegowina statt. Während den Einsätzen werden der serbische Paramilitär Radomir Kovac und weitere Kriegsverbrecher festgenommen
- Januar 2002 – November 2008. Bis zu 100 KSK-Soldaten waren kontinuierlich im Rahmen der Operation Enduring Freedom in Afghanistan im Einsatz. Die Hauptaufgabe hier war das Gewinnen von Schlüsselinformationen, z.B. beim Mitwirken in der Taskforce K-Bar. Auch in der Schlacht um die Gebirgsfestung Tora Bora war das KSK an drei Zugriffsoperationen beteiligt
- März 2002. KSK-Kräfte sollen an der umstrittenen Operation Anaconda beteiligt gewesen sein. Bei dieser Operation wurde nach Taliban-Kämpfer in Afghanistan gesucht
- Ende April 2008. KSK-Soldaten und Fallschirmjäger der Luftlandebrigade 26 führten gemeinsam eine Operation durch und entdeckten zwei geheime Waffenlager. 13 Terrorverdächtige wurden festgenommen. Sie stehen im Verdacht, für den tödlichen Anschlag auf deutsche Soldaten im Frühjahr 2007 in Kunduz verantwortlich zu sein
- Am 7. Mai 2009 gelang es dem KSK, den seit 2008 gesuchten Talibanführer Abdul Razeq in der Nähe von Faisabad im Norden Afghanistans festzunehmen
- 2009. Obwohl der deutsche Bundestag im November 2008 ausdrücklich kein weiteres Mandat für KSK-Einsätze beschlossen hat, stellt das KSK Soldaten für die Task Force 47. Diese hatten z.B. beim Luftangriff bei Kunduz am 04.09.2009 eine wichtige Rolle gespielt
- September 2010. Ein Kommando des KSK konnte den hochrangigen Taliban-Führer Maulawi Roshan in einer Nachtaktion in Chahar Darreh bei Kunduz festnehmen
- 26.02.2011. KSK-Soldaten waren an der Evakuierungsoperation Pegasus beteiligt, in der während der Aufstände in Libyen 132 Personen nach Kreta ausgeflogen wurden
- Oktober 2012. Afghanische Soldaten haben mit Soldaten des KSK Mullah Abdul Rahman, einen ranghohen Taliban-Führer Nord-Afghanistans, festnehmen können