Ein Umzug steht an? Deine drei Kinder können einfach nicht mehr weiter laufen? Oder man muss Ausrüstung und Verpflegung für eine Airsoft-OP für 1-2 Wochen transportieren? Dann wird es Zeit für einen Rucksack mit über 100l Fassungsvermögen.
skittic testet den Tasmanian Tiger Einzelkämpfer-Rucksack (bzw. Range Pack) und muss den Rucksack nicht mal genauer unter die Lupe nehmen… das Ding ist nämlich groß genug.
1. Daten und Fakten
– Farbe: Flecktarn oder Oliv
– Material: Texamid 11.1
– Volumen: 115 Liter, davon 85 Liter Rucksack, 5 Liter Deckel, 15 Liter Seitentaschen und 10 Liter Vordertasche
– Gewicht: 5,1 kg
– X1 Tragesystem
– Befestigungsschlaufen für Material, Helmbefestigung, Gepäckspinnen
– Getrenntes Bodenfach
– Preis: ca. 330 €
2. Der erste Eindruck
Nach dem Öffnen des Pakets war mein erster Gedanke: Groß! Selbst im leeren Zustand sieht der Rucksack schon von außen gigantisch aus. Der Blick ins Innere bestätigt den Eindruck. Man kann bei normaler Beleuchtung kaum mehr den Boden sehen. Das Material fühlt sich weich aber sehr stabil an. Auffällig sind die starren Schultergurte und der Beckengurt, welche sich vertikal kaum bewegen lassen, sowie die vielen Gurte, die kreuz und quer am Rucksack angebracht sind. Sie dienen entweder zur Aufnahme von Ausrüstung oder zur Einstellung des Rucksacks. Die dicke Polsterung des Rückenteils lässt schon jetzt das Gefühl des perfekten Tragekomforts aufkommen. Ungewöhnlich ist auch das Gewicht. Die 5 kg merkt man zwar nicht so extrem, für einen leeren Rucksack ist das Gewicht aber doch schon schwer. Da keine Anleitung oder sonstige Dokumentation beiliegt, begibt man sich zunächst einmal für 30-60 Min. auf Erkundungstour.
Abb. 1-3: Der TT Range Pack Einzelkämpfer-Rucksack
3. Gepäckfächer und Zugriffsmöglichkeiten
Das eigentliche Rucksack-Fach ist 85 Liter groß. Zum Vergleich: Ein Standard-Eastpak-Rucksack fasst ca. 25 Liter. Es lässt sich mit einem Reißverschluss unten noch mal unterteilen. Es gibt vier Zugriffsmöglichkeiten: Erstens über den Deckel, zweitens über einen Reißverschluss in die Bodentasche, drittens über einen Reißverschluss in der Vordertasche und schließlich gibt es an der Seite des Rucksacks noch einen Reißverschluss. An der Rückwand befindet sich noch ein Reißverschluss, der Zugang zum Tragesystem ermöglicht.
Abb. 4-9: Hauptfach
Die Seitentaschen sind per Doppel-Reißverschluss zu öffnen und bieten durch ihre Tiefe auch relativ viel Platz. Das Platzangebot wird mit Beladung des Hauptfachs auch nicht kleiner. Sie sind über einen Reißverschluss vom eigentlichen Rucksack abnehmbar. An der Außenseite befinden sich Gepäckspinnen, die weitere Ausrüstung aufnehmen können.
Abb. 10 und 11: Seitentaschen
Die Vordertasche wird mit einem Doppel-Reißverschluss geöffnet und ist innen noch einmal unterteilt. An der Lasche befindet sich über die gesamte Länge eine Netztasche, und außen ist wieder eine Gepäckspinne befestigt. Dieses Fach setzt direkt auf den Rucksack auf. Dadurch verringert sich das Volumen leicht, wenn das Hauptfach voll beladen ist.
Abb. 12: Vordertasche, Abb. 13: Verdeckte Reißverschlüsse, Abb. 14-16: Vordertasche
Abb. 17: Reißverschluss für Durchgang zum Hauptfach
Der Deckel ist abnehmbar und in fünf verschiedene Taschen unterteilt, die insgesamt fünf Liter Volumen haben. Er wird mit ebenso vielen Clipverschlüssen am Rucksack befestigt. Die größte Tasche befindet sich oben auf dem Deckel und ist über einen Klettverschluss sowie einem Doppelreißverschluss zu erreichen. Sie bietet auch bei voller Beladung noch ausreichend Platz für kleine Gegenstände. In der Lasche ist noch eine Netztasche, und außen eine Gepäckspinne angebracht. Es gibt noch zwei weitere Taschen auf dem Deckel, die für kleine, längliche Ausrüstung Platz bieten. Die fünfte Tasche ist in der Innenseite des Deckels. Sie eignet sich hervorragend zur Aufnahme von Kleinteilen, wenn der Deckel aufgeklappt ist.
Abb. 18-29: Deckel
4. Das Tragesystem und Einstellmöglichkeiten
Der Einzelkämpfer-Rucksack ist mit dem so genannten X1-Tagesystem ausgestattet. Im Rückenteil befinden sich X-förmig gekreuzte Aluminium-Verstrebungen. Diese leiten das Gewicht des Rucksacks in den starken Hüftgurt. Dadurch wird die Tragelast von den Schultern auf die Beckenknochen verlagert, und man spürt nicht mehr das volle Gewicht. Man kann diese Verstrebungen deutlich an der Unterseite des Rucksacks am Hüftgurt erkennen. Der Hüftgurt, die Schultergurte und das Rückenteil sind sehr gut gepolstert. Die Polsterung ist genau richtig: Hart genug, um Gewicht aufzunehmen, weich genug, um noch ein angenehmes Tragen zu ermöglichen.
Abb. 30-31: Alu-Verstrebungen des X1-Systems und Polsterung
Die Einstellungsmöglichkeiten sind gigantisch. Das komplette Schultergurt-System lässt sich in der Höhe verstellen, um den Beckengurt perfekt an die Größe bzw. Länge des Oberkörpers anpassen zu können. Mit den Schultergurten zieht man sich die Tragepolster an die Schultern. Die Lageverstellriemen sorgen dafür, dass der Rucksack eng am Rücken anliegt. Am Hüftgurt gibt es auf beiden Seiten die Möglichkeit, die Weite zu verstellen. Dadurch liegt der Verschluss immer in der Mitte. Hinten am Hüftgurt befinden sich die Packsackstabilisierungsriemen, die ein Schlingern des Rucksacks verhindern sollen. Schließlich gibt es noch einen Brustgurt, der die beiden Schultergurte auf Brusthöhe verbindet. Er stabilisiert die Schultergurte und verhindert ein Verrutschen.
Weiterhin lassen sich sämtliche Clipverschlüsse verstellen. So ist es z.B. möglich, noch weiteres Gepäck durch die beiden Gurte über dem Zugang zur Unterseite des Hauptfachs zu befestigen, oder sperrige Ausrüstung (z.B. einen Schlafsack) noch unter den Deckel festzuzurren.
Abb. 32-34: Einstellung der Gurte
Abb. 35-36: Anbringen von weiterer Ausrüstung
5. Besondere Merkmale
Nicht nur der Deckel des Rucksacks lässt sich komplett abnehmen. Auch die beiden Seitentaschen sind über einen Reißverschluss und zwei Haltegurte in etwa 5 Minuten komplett abnehmbar. Das geniale: An jeder Seitentasche befindet sich ein Schultergurt. Wenn man beide Taschen verbindet, erhält man so einen kleinen Rucksack (das so genannte „Day Pack“) mit 15 Litern Fassungsvermögen. Natürlich kann man auch nur eine der Taschen als Rucksack nutzen.
Abb. 37-38: Entfernen der Seitentasche
Abb. 39-40: Festzurren der Gurte
Abb. 41-43: Das Day-Pack, und der Rucksack ohne Seitentaschen
Gut durchdacht ist auch das System, um überhängende Gurte zu befestigen. An fast jeder Einstellungsmöglichkeit befinden sich elastische Bänder, Zugbefestigungen oder Schlaufen, um die überstehenden Gurtenden aufzunehmen. So baumelt fast gar nichts mehr am Rucksack, alles ist irgendwo sauber verstaut. Am Brustgurt befindet sich eine kleine Plastik-Pfeife. Sie erzeugt einen hohen, lauten, und grellen Pfeifton, damit man sich in einer Notsituation bemerkbar machen kann. Auf dem Deckel befindet sich ein kleines Fach mit einem Reflektor, der mit einem Band am Rucksack befestigt ist. Er lässt sich auch komplett verdecken. In die Lasche passt z.B. ein Namensschild.
Abb. 44-45: Pfeilfe und Reflektor
Am Beckengurt befindet sich auf beiden Seiten eine Gurtbandaufnahme. Dort lassen sich noch weitere Ausrüstungsteile mit dem System IDZ anbringen, z.B. Magazintaschen oder Trinksysteme. Unterhalb der Bodentasche sind noch zwei weitere Schlaufen angebracht, um längliche, dünne Teile (z.B. eine Iso-Matte) aufnehmen zu können.
Abb. 46-48: Gurtbandaufnahme und die beiden Schlaufen
6. Beladung, Tragekomfort, Tauglichkeit
Zu Beginn der Beladung muss man sich einfach fragen: Wie soll ich diesen Rucksack jemals voll bekommen? Das große Hauptfach schluckt förmlich selbst sperrige Gegenstände. Man sollte darauf achten, das die schweren Gegenstände am Körper platziert und idealerweise auf Schulterhöhe untergebracht werden. Das ist nicht immer möglich, weil man durch die enorme Menge an Material ein großes Gewicht aufbaut, welches dann auf den Ausrüstungsgegenständen ganz unten lastet. Da es im Hauptfach bis auf das Bodenfach keine weitere Aufteilung gibt, empfehlen sich kleinere Taschen und Packsäcke zur weiteren Unterteilung. Kleinere Teile können in die Seitentaschen oder in die Vordertasche gepackt werden. Der Deckel fasst die Teile, die man schnell mal benötigt.
Das Hauptfach wird dann mit zwei Bändern, eines in der Schneeschürze und das andere an der Oberkante des Rucksacks, festgezurrt und mit einem Clipverschluss geschlossen. Schließlich wird der Deckel über den Rucksack gestülpt und mit den fünf Clipverschlüssen befestigt. Hier ist es noch möglich, z.B. einen Schlafsack unterzubringen. Obwohl der Rucksack außen auch noch genug Befestigungsmöglichkeiten bietet, sollte man versuchen, möglichst alles in den Rucksack zu packen. Durch das riesige Fassungsvermögen von 115 Liter ist es kein Problem, das Gewicht des gepackten Rucksacks auf über 60 kg zu bringen.
Abb. 49: Blick in das Hauptfach
Abb. 50-51: G36C mit ausgeklappter Schulterstütze im Hauptfach
Abb. 52: Geschlossenes Hauptfach
Das Aufsetzen des voll beladenen Rucksacks ist deshalb nicht ganz so einfach. Auf keinen Fall sollte man den Rucksack einfach mit den Armen über die Schulter wuchten. Die Belastung auf die Handgelenke ist dafür viel zu groß. Ideal ist eine Bank oder ein Tisch, auf dem man den Rucksack zwischenlagern kann. Man schlüpft dann in die Schultergurte und hebt dann beim Aufstehen den Rucksack mit. Ist keine Ablagefläche vorhanden, stellt man den Rucksack auf seinen eigenen, angewinkelten Oberschenkel ab.
Die Gurte werden erst jetzt auf die eigenen Bedürfnisse angepasst. Zuerst wird der Hüftgurt eingestellt. Die Mitte des Gurts sollte mit den Hüftknochen abschließen. Er sollte eng anliegen, aber nicht drücken. Jetzt werden die Schultergurte angezogen. Hier muss man die richtige Mitte finden zwischen Last auf den Schultern (=angezogen) und Last auf den Hüften (=nicht angezogen). Sie sollten sich sauber um die Schultern legen. Man merkt bei beladenem Rucksack schnell, wie die Last umverteilt wird. Dann werden die Lageverstellriemen über den Schultergurten angezogen, bis der Rucksack am Rücken anliegt. Danach zieht man die Packsackstabilisierungsgurte an. Schließlich wird der Brustgurt verschlossen und leicht angezogen. Der Gurt sollte nur die beiden Schultergurte halten. Ist der Brustgurt zu fest, drückt der Rucksack auf den Brustkorb. Die Reihenfolge dieser Schritte ist von entscheidender Bedeutung für den Tragekomfort.
Das Tragegefühl ist fantastisch. Die dicke Rückenpolsterung sorgt dafür, dass man selbst bei ungünstig gepacktem Inhalt keine Druckstellen hat. Mit dem Beckengurt wird spürbar Gewicht von den Schultern auf das Becken verlagert. Das funktioniert so gut, dass man locker 10-20 kg weniger auf den Schultern spürt. Man merkt bei entsprechender Beladung natürlich die Belastung auch auf dem Becken. Die ist aber nicht so drückend wie auf den Schultern. Beim Laufen bleibt der Rucksack bombenfest immer genau da, wo er hingehört. Es ist kaum möglich, ihn bei richtiger Einstellung zum Schlingern zu bringen.
Da die Polsterung direkt auf dem Rücken aufliegt entwickelt sich leider kein Luftdurchzug. Bei anstrengenden Märschen mit schwerem Gepäck führt das natürlich zu Schweißbildung.
Die Dimensionierung passt auch. Durch Beladung vergrößert sich der Rucksack eher in der Breite als in der Höhe, vor allem auch durch die gefüllten Seitentaschen. Das Material des Rucksacks ist Texamid 11.1, eine spezielle Nylon-Faser. Entwickelt wurde sie von Tatonka, quasi dem Mutterkonzern von Tasmanian Tiger. Es ist eine sehr starke, feste Kunststofffaser, die äußerst reiß- und abriebfest ist. Das Material wurde dauerhaft PU-beschichtet und hat damit eine hohe Wasserundurchlässigkeit. Der Rucksack ist damit nicht waschmaschinenfest (man bekommt ihn eh in keine Waschmaschine). Die Reinigung erfolgt mit einer trockenen Bürste oder maximal mit einem feuchten Lappen. Harte Reinigungsmittel greifen die Beschichtung an.
Der Tasmanian Tiger Einzelkämpferrucksack wird mit allen Gewichtsklassen und Größen fertig, ist aber eher für größere Beladungen gedacht als für den normalen Wanderer, die auch auf Gewicht achten müssen.
7. Unterschiede zu ähnlichen TT-Rucksäcken
Es gibt vier Rücksäcke von TT, die Ähnlichkeiten mit dem Einzelkämpfer-Rucksack aufweisen oder in derselben Produktlinie sind. Der TT Defender ist der kleinste Rucksack im Vergleich. Er verzichtet auf die Seitentaschen und den Deckel, und sieht damit bedeutend schlanker aus als der Einzelkämpfer-Rucksack. Stattdessen befinden sich an den Seiten und der Front IDZ-Bänder, die weitere Ausrüstung und Taschen aufnehmen könnten. Der Defender kann max. 60 Liter aufnehmen, ist ca. 2 kg leichter und kostet 200€.
Der Pathfinder passt schon eher in die Dimensionen des Einzelkämpfers. Hier sind schon die beiden Seitentaschen abnehmbar. Mit dem Deckel kommt der Pathfinder auf ein Volumen von 85 Litern bei 3,5 kg Gewicht. Mit 240€ ist er eine gute Alternative.
Der TT Range Pack G82 sieht dem Einzelkämpfer zum Verwechseln ähnlich. Kein Wunder, unterscheiden sich die beiden Rucksäcke mehr oder weniger im Detail. So besitzt der Range Pack G82 noch eine weitere Tasche zwischen Hauptfach und Tragesystem, um eine Waffe aufnehmen zu können, und die Vordertasche ist wie die Seitentaschen abnehmbar und als Rucksack zu verwenden. Für 70€ mehr bekommt man den 121 Liter-Boliden.
Der Range Pack CTWY ergänzt den Range Pack G82 noch um ein Abwurfsystem und ein Emergency Tragesystem. Mit 450€ und fast 6 kg Gewicht ist er der „dickste“ Rucksack im Vergleich.
8. Bezugsquellen und Zubehör
Der TT Range Pack oder Einzelkämpfer-Rucksack ist in fast jedem gut sortierten Army-Shop erhältlich, z.B. bei der Recon Company. Aber auch bei Ebay entdeckt man oft gute Angebote, weil viele Leute erst nach dem Kauf erkennen, dass der Rucksack für normale, zivile Tagesausflüge zu groß ist.
Der Preis liegt bei etwa 330 €.
Als Zubehör erhält man vor allem Rucksack-Überzüge. Der TT Einzelkämpfer ist zwar PU-beschichtet und hält auch einem Platzregen problemlos stand, aber bei lang anhaltendem Regen ist ein zusätzlicher Regenschutz erforderlich, der außerdem gegen Schmutz schützt. Weiterhin wäre es sicherlich nicht schlecht, Ersatzschnallen für Schulter- und Hüftgurte zu haben.
9. Pro und Contra
+ Fantastischer Tragekomfort durch Polsterungen und X1-Tragesystem
+ Perfekte Anpassungsmöglichkeiten an jeden Körper
+ Reiß- und abriebfestes Material
+ Enorme Größe mit 115 Liter Volumen
+ Clevere Raumaufteilung
+ Viele Befestigungsmöglichkeiten für Ausrüstung oder Tarnmaterial außerhalb des Rucksacks
+ Abnehmbare Taschen
+ Seitentaschen lassen sich als Day Pack nutzen
+ Aufnahme von überhängenden Gurten
+ Signal-Pfeife im Brustgurt
– Schlechte Belüftung des Rückens
– Großes Eigengewicht
– Fehlende Dokumentation
– Preis
10. Fazit
Der Tasmanian Tiger Einzelkämpfer Rucksack ist wahrlich ein Rucksack fürs Leben. Die Verarbeitung ist spitze, der Tragekomfort exzellent, die Größe ist fast jeder Beladung gewachsen. Mit pfiffigen Details wie das Day Pack oder die Unterbringung der überhängenden Gurte kann der Rucksack punkten. Störend wirkt sich nur die schlechte Belüftung des Rückens aus, aber bei der Beladungsmenge hat man kaum Alternativen. Der Preis von 330 € ist natürlich erstmal abschreckend, aber für diese Qualität durchaus gerechtfertigt.
Wer öfter über mehrere Tage mit viel Ausrüstung unterwegs ist, und eine endgültige Lösung sucht, ist mit diesem Rucksack wirklich gut beraten.
Danke für den super Bericht!